26 Nächte schräg schlafen: Meine Erfahrung

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Schräg schlafen soll gesund sein. Durch die Schwerkraft soll der Blutdruck im Kopf geringer sein, was Migräne, Schlaganfall und anderen Problemen vorbeugen soll. Warum ich vermute, dass ein von den Füßen bis zum Kopf leicht ansteigendes Bett auch gegen Zähneknirschen helfen könnte, habe ich im ersten Artikel der Schräg-schlafen-Reihe begründet.

Insgesamt 26 Nächte lang habe ich das Schlafen auf geneigtem Untergrund ausprobiert. Im Titelbild kannst du die Konstruktion sehen, die sich unter unseren Matratzen befand. Der Kopfbereich war im Verhältnis zu den Füßen um 15 Zentimeter erhöht. Nach dem Aufbau am 22. April waren meine Frau und ich gespannt, wie die Nacht wird.

Artikelgliederung

Transparenzhinweise und rechtliche Absicherung

  • Werbung: Ich erwähne die Biofeedbackschiene bruXane bzw. bilde eine Grafik der Auslesesoftware ab. Von der Firma bruXane GmbH habe ich auf meine Anfrage hin eine vergünstigte Schiene erhalten, um diese testen und beschreiben zu können. Ich bin keine Verpflichtungen hinsichtlich meiner Berichterstattung eingegangen, aufgrund der kostenfreien Testprodukte aber zu dem Hinweis „Werbung“ verpflichtet.
  • Meinungswiedergabe: Ich bin zwar psychologischer Berater, Stresspräventionstrainer und Schlafcoach, aber kein Therapeut. Der Artikel gibt meine persönliche Meinung als medizinischer Laie wieder. Er ersetzt keinen Arztbesuch.
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  • Preisangaben von Produkten ohne Gewähr.
  • Quelle Titelbild: Eigenes Foto (Christian Koch)

Schräg schlafen: Erstmal dran gewöhnen

Die erste Beobachtung ist nicht überraschend: Am Anfang hat es sich komisch angefühlt, nicht ganz waagerecht zu liegen, weil es ungewohnt war. Auf so eine Schräglage muss man sich erst einmal einstellen, wenn man die Nächte seit Jahren „ganz normal“ in der Horizontalen verbracht hat. Das hat die Qualität der ersten Nächte mit der Keilkonstruktion nicht gerade verbessert. Deshalb gewichte ich die ersten Nächte in meiner Bewertung nicht allzu stark. Denn es gilt auch umgekehrt: Als wir am 19. Mai den Keil unter unseren Matratzen wieder entfernten, war es plötzlich ungewohnt, waagerecht zu schlafen. Somit mussten wir uns ein zweites Mal an etwas gewöhnen, dieses Mal an die Horizontale.

Persönliches Empfinden

Für eine erste Auswertung des Schlummerns mit dem um 15 Zentimeter erhöhtem Kopfbereich berücksichtige ich zwei Kriterien. Erstens mein individuelles Erleben und zweitens die aufgezeichneten Daten meiner Knirscherschiene. Zu meiner subjektiven Erfahrung muss ich klar sagen: Der erhoffte Effekt von tieferem Schlaf sowie weniger Zähnepressen und -knirschen in der Nacht ist leider nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil: Nach meinem Eindruck habe ich während des Dreieinhalb-Wochen-Experiments länger zum Einschlafen gebraucht, bin häufiger aufgewacht und war am Morgen weniger erholt.

Es mag schon stimmen, dass durch die Erhöhung des Kopfbereichs der nächtliche Blutdruck im Kopf sinkt. Vielleicht beugt dies tatsächlich manchen Krankheiten vor, wie der Schlafexperte Amann-Jennson meint. Aber zugleich fließt mehr Blut in die Füße. Ist das wirklich gesund? Mir jedenfalls war es durch das Blut in den Füßen beim Einschlafen zu warm. Laut dem „Großen Schlafbuch“ von Matthew Walker muss unser Körper seine Temperatur zum Einschlafen um etwa zwei Grad absenken. Das wurde in meiner Erfahrung mit dem schrägen Schlafen durch die starke Durchblutung der unteren Extremitäten erschwert. Insgesamt hat die Subjektiv-Bewertung ein klares Ergebnis: Schräg zu schlafen hat mir nicht geholfen.

Auswertung in Zahlen: Knirschereignisse

Die Biofeedback-Aufbissschiene bruXane® personal data misst, wie oft ich mit den Zähnen knirsche oder presse. Außerdem hält sie fest, ob dies links, rechts oder beidseitig passiert, wie lange es dauert und wieviel Druck dabei ausgeübt wird. Seit Februar 2019 trage ich meine bruXane jede Nacht und kann daher auch in Zahlen sehen, wie sich das Schrägschlafexperiment auf meinen Bruxismus ausgewirkt hat. Meine These war, dass ich in der Schräge weniger mit den Zähnen knirsche. Ich hatte auf den gleichen Effekt gehofft, der bei Autofahrten eintritt, wenn ich auf dem Beifahrersitz einschlafe und knirschfrei mit entspanntem Nacken aufwache, weil die Schwerkraft den Unterkiefer nach unten zieht. Schauen wir einmal, ob der Effekt eingetreten ist. Die Grafik zeigt die Gesamtdauer meines Zähneknirschens pro Nacht für den Zeitraum vom 11. März bis zum 10. Juni 2020. Die senkrechten roten Linien markieren den Beginn und das Ende meines Schräg-Schlafen-Experiments.

Die Grafik zeigt die Dauer der Knirschereignisse.
Auswertung meiner Knirschereignisse mit der bruXane

Auf den ersten Blick ist deutlich zu sehen: Ich habe nicht nur nicht weniger mit den Zähnen geknirscht als zuvor beim horizontalen Schlafen. Nein, in der Schräge habe ich sogar etwas mehr geknirscht. Die ersten Nächte mit den sehr starken Ausschlägen rechts von der ersten roten Linie können meiner Meinung nach nicht gezählt werden, da sie auf den Gewöhnungseffekt zurückzuführen sind.

Auswertung der Erfahrung im Kontext

Für eine realistische Auswertung darf man nicht vergessen, dass die Keilkonstruktion unter meiner Matratze auf keinen Fall das Einzige war, was Zahl und Dauer meiner Knirschereignisse beeinflusst hat. Tagsüber habe ich mal mehr Stress, mal weniger. Das wirkt sich auf meinen nächtlichen Bruxismus ebenso aus wie einige weitere Faktoren. Als Beispiel habe ich die grüne Linie rechts in der Grafik eingezeichnet. Das ist der Beginn eines dreiwöchigen Urlaubs. Wie man sehen kann, ging schon vor dem Beginn die Knirscherei zurück. Wahrscheinlich in Erwartung der kommenden Ruhe und Erholung. Die ersten Nächte mit Auswärtsübernachtungen und ungewohnten Betten haben wieder etwas mehr Zähnepressen und Zähneknirschen mit sich gebracht. In den zwei Wochen danach ging es dann so weiter, wie man es ganz rechts bei den letzten beiden Tagen auf der Grafik erahnen kann. Kaum Knirschereignisse, wie es sich für einen anständigen Urlaub gehört.

Schräg schlafen bei Reflux und Schlafapnoe

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass sowohl Reflux als auch schlafbezogene Atemstörungen Bruxismus auslösen und verstärken können. Sowohl Reflux als auch schlafbezogene Atemstörungen soll durch das schräge Schlafen entgegengewirkt werden. Dieser Zusammenhang kann in meiner persönlichen Erfahrungen nicht getestet werden, da ich meines Wissens weder mit Reflux noch mit Atemstörungen ein Problem habe. Wer darunter leidet, kann über einen eigenen Versuch mit Nächten in der Schräge nachdenken.

Persönlich denke ich, dass ich eines Tages den Keil wieder hervorholen werde, um einen zweiten Versuch zu starten. Wiederholt sich die Erfahrung vom ersten Experiment, kann ich sicher sein, dass das schräge Schlafen nichts für mich ist.

Hast du selbst schon Erfahrungen mit nicht-horizontalen Nächten gemacht? Hältst du es für sinnvoll oder nicht? Teile deine Meinung in den Kommentaren!

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Granit Xhaka

    Sehr guter Beitrag. Die Bedeutung des Schlafes wird wirklich von vielen Menschen unterschätzt. Ich hoffe, das man in Zukunft noch mehr solcher Beiträge von euch erwarten kann.