Was hat Logopädie mit Zähneknirschen zu tun? Diese Frage hatte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht auf dem Schirm. Zumindest solange nicht, bis eine Physiotherapeutin den Entwurf zu meinem Buch korrekturgelesen hat und mir schrieb: „Auch die Zunge formt den Kiefer und den Biss, sie ist ein starker Muskel. Für Genaueres eventuell noch einen Logopäden hinzuziehen?“ Ja, gute Idee. Immerhin beschäftigen sich Logopäden mit der Stimme, dem Sprechen und dem Mund. Fehlstellungen im Kiefer können nicht nur zu Bruxismus (Zähnepressen und -knirschen) führen, sondern auch zu Problemen beim Sprechen. Gilt das auch umgekehrt? Wenn ich unsicher bin und deshalb nuschle oder beim Sprechen angestrengt meine Muskeln verkrampfe, kann das dann zu Bruxismus und zu einer CMD führen, also zu einer Funktionsstörung des Kausystems? Ich bin neugierig und mache mich auf Suche.
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Aktuelle Studienlage im Blick
Die Kombination der Suchwörter Bruxismus und Logopädie führt schnell zu Prof. Dr. Ulla Beushausen. Sie lehrt als Professorin für Logopädie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen. Ihre Bücher tragen Titel wie „Sprechängste erfolgreich abbauen“ und „Erfolgreiche Sprachförderung in der Kita“. Und seit gar nicht so langer Zeit eben auch: „Wenn die Zähne knirschen…: Logopädie bei Kieferproblemen durch Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und Bruxismus“. Dieser Ratgeber ist im Oktober 2018 im Schulz-Kirchner Verlag erschienen. Es ist also gerade einmal ein Jahr alt und entsprechend aktuell. Das ist insbesondere deshalb erfreulich, weil Beushausen auf die wissenschaftliche Studienlage eingeht. Nach meiner Zählung bezieht sie sich an 12 Stellen auf aktuelle Studien: Kann Bruxismus eine Parodontitis auslösen, also eine Zahnfleischentzündung? Hilft Akupunktur bei einer CMD? Und wann empfiehlt sich der Einsatz von Biofeedback?
Verhaltenstherapie besser als gedacht
Besonders interessant finde ich die Studienlage zur Verhaltenstherapie, einem psychotherapeutischen Verfahren: „In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass verhaltenstherapeutische Maßnahmen in Kombination mit Aufklärung, Selbsthilfeanweisungen, Entspannungstraining und Nachkontrollen kurzfristig ebenso effektiv sind wie die klassische zahnärztliche Therapie mit Okklusionsschienen, Physiotherapie und Beratung/Aufklärung.“ In Langzeitstudien von einem Jahr war die Wirkung von Verhaltenstherapie sogar noch besser als die Wirkung der klassischen zahnärztlichen Therapie. Wow! Wusstest du das? Ich wusste das nicht. Das ist erstaunlich und es kommt Patienten wie mir entgegen, die aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen vorsichtig sind bei zahnärztlichen und kieferorthopädischen Eingriffen. Denn da kann leider auch viel falsch gemacht werden und manchmal können die Fehler nicht mehr korrigiert werden. Aber bei Verhaltenstherapie und Entspannungstraining? Was soll da schiefgehen? Wenn die auf Dauer sogar wirksamer sind als der Zahnarztbesuch, dann ist das eine gute Nachricht für Patienten, die selbst etwas tun wollen. Denke aber bitte daran, dass du dich nicht unbedingt zwischen Zahnarzt und Psychotherapeut entscheiden musst. Du kannst mit beiden zusammenarbeiten.
Logopädie nur ein Aspekt im Buch
Zurück zum Buch. Denkst du bei Büchern von Professoren an komplizierte Sprache und lange Sätze mit vielen griechischen oder lateinischen Fremdwörtern? Ich schon. Aber in diesem Fall völlig zu Unrecht. Die Logopädin und Kommunikationstrainerin Beushausen hat ein gut verständliches Buch geschrieben, das man ohne große Anstrengung lesen kann. Die einzige Herausforderung für den Leser besteht in der Informationsfülle. In die 84 Seiten hat Beushausen alles gepackt, was man im Schnellverfahren über Bruxismus und CMD lernen kann. Deshalb müsste der Buchtitel meiner Meinung nach eigentlich lauten: „Bruxismus – Alles, was du wissen musst“. Tut er aber nicht. Er lautet: „Wenn die Zähne knirschen…: Logopädie bei Kieferproblemen durch Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und Bruxismus“. Gut, vielleicht liegt ein kleiner Schwerpunkt bei der Logopädie. So gibt es zwei Fallbeispiele aus der logopädischen Praxis und einige bebilderte Übungsanleitungen. Besonders gut gefällt mir das Zungenboxen. Man boxt mit seiner Zunge erst in die linke Wange, dann in die rechte, dann wieder in die linke. Das stärkt den Zungenmuskel und fördert dessen Beweglichkeit. Aktuell praktiziere ich Zungenboxen, wenn mir langweilig ist.
Fazit: Als Überblickslektüre für Einsteiger zu empfehlen
Zusammenfassend kann ich sagen: Wenn du einen schnellen Überblick über Ursachen und Therapien von Bruxismus und CMD bekommen möchtest, dann lohnt sich dieser verständlich geschriebene, bebilderte und kompakte Ratgeber. Auch dann, wenn du dich nicht für Logopädie interessierst. Denn die kommt gar nicht so viel vor.
Hier geht es zum Buch von Ulla Beushausen: „Wenn die Zähne knirschen…: Logopädie bei Kieferproblemen durch Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und Bruxismus“. *
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Mehr InformationenFalls du vor der Lektüre wissen möchtest, wie die Sprechtrainerin spricht, kannst du in diesem Video einen ersten Eindruck von ihr gewinnen.
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