Bruxismus nach Schlaganfall: Expertise gesucht

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Den Sohn von Anneliese Hainz (Name geändert) ereilte vor einigen Jahren ein Schlaganfall. Später begann Thomas (Name geändert) mit den Zähnen zu knirschen, möglicherweise in Folge des Schlaganfalls. Da Erkrankungen und Schädigungen des Gehirns und des zentralen Nervensystems Bruxismus auslösen können, ist ein solcher Zusammenhang denkbar. Aufgrund der kognitiven Einschränkungen infolge des Schlaganfalls kommen nicht alle Behandlungsansätze in Frage und die bisher versuchten Therapiemethoden blieben ohne Erfolg. Frau Hainz sucht deshalb nach Erfahrungen von anderen Betroffenen oder nach spezialisierten Ärztinnen und Ärzten. Falls du etwas beitragen und helfen kannst, hinterlasse gerne einen Kommentar unter dem Artikel oder sende mir eine Mail an info@schluss-mit-zaehneknirschen.de, die ich gerne an die Mutter des pflegebedürftigen Thomas weiterleiten werde. Vielen Dank!

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Die Situation von Thomas: Bruxismus nach Schlaganfall

In einer ersten Mail hat Anneliese Hainz die Situation wie folgt zusammengefasst. Weiter unten gebe ich eine zweite Mail mit mehr Details wieder.

Hallo ☺, mein Sohn erlitt 2015 einen Schlaganfall. Vor 4 Jahren knirscht er mit den Zähnen. Aufbissschienen, Physiotherapien und vor 5 Wochen eine Botoxbehandlung waren ohne Erfolg. Vom behandelnden Facharzt für MGK - Chirurgie gab es kein klärendes Gespräch mit mir als Mutter welche Ursachen es geben könnte, weshalb die Botoxbehandlung nicht gewirkt hat oder ein Austausch mit der Physiotherapeutin, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Alle bisherigen behandelnden, ob Zahnärzte oder Neurologe können meinem Sohn nicht helfen. Für mich ist es eine psychische Belastung. Jeden Tag bin ich im Internet auf der Suche nach einem Facharzt für Bruxismus nach einem Schlaganfall. Vielleicht noch erwähnenswert, u.a.hat mein Sohn kognitive Einschränkungen. Über Ratschläge wäre ich dankbar.

Mehr Details

Ihre Beobachtungen zum Bruxismus und die bisherigen Therapieversuche gibt Thomas‘ Mutter wie folgt wieder:

Mein Sohn war vom 20.-29.07.2023 im häuslichen Umfeld zu Besuch.  Sein Zähneknirschen hat morgens nach der Grundpflege angefangen und abends vor dem Einschlafen. Außer wenn ich mit ihm im Rollstuhl spazieren war (1-2 Stunden täglich) oder beim Brettspiel, hat er nicht geknirscht.  Aufgefallen ist mir sein Zähneknirschen 2019, indem er immer öfter mit den Zähnen geknirscht hat. Auch die Pfleger haben mir das bestätigt. Zuerst habe ich mir Rat bei seinem behandelnden Zahnarzt geholt. Der hat Thomas zum Universitätsklinikum für Zahnärztliche Prothetik in Halle, überwiesen.  Daraufhin wurde eine Schienentherapie durchgeführt, Mithilfe einer für den Unterkiefer hergestellten, harten Stabilisierungsschiene mit adjustierter Oberfläche.  Diese Schiene sollte zur Distraktion und Kraftableitung, sowie zum Schutz der Zähne dienen. Physiotherapien zur Kiefergelenkentspannung wurden außerdem bis heute, angewandt.  Weil alle Behandlungen sowie Physiotherapien ohne Erfolg waren, hat mir der Neurologe eine Botoxbehandlung gegen das Zähneknirschen, vorgeschlagen.  Die Botoxbehandlung wurde bei Thomas am 18.04.2023 durchgeführt.  Die Botoxbehandlung war auch ohne Erfolg.  Folgeschäden sind abgeschliffene Zähne und Schmerzen bei Druck auf das Kiefergelenk beidseitig. Vielleicht hat ein oder mehrere Medikamente, die mein Sohn täglich einnehmen muss, die Wirkung von Botox entgegen gewirkt? Oder einige Medikamente lösen Bruxismus aus?

Wie kann man sich die kognitiven Einschränkungen vorstellen?

Ich kann nur vermuten, dass es zwischen seinem Zähneknirschen und Schlaganfall, einen Zusammenhang gibt.  Seine kognitiven Einschränkungen außern sich in Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Konzentration (beschränkt auf 30-40 Minuten), Verwirrung über Orte (außer gewohnheitsmäßig im Wohnheim), Datum und Zeit (nur mit Hilfe seiner Armbanduhr). Sollten Sie noch Fragen haben. Immer gerne.  Ich hoffe, dass ich mit Ihrer Hilfe oder mit Menschen die ähnliche wie Thomas an Bruxismus leiden, Unterstützung finde und Thomas so schnell wie möglich helfen kann, um weitere Folgeschäden zu vermeiden.

Erste Ideen

Zum Zusammenhang von Schlaganfall und Bruxismus kenne ich mich nicht näher aus. Ich habe zwar die medizinische Wissenschaftsdatenbank PubMed nach den Schlagwörtern „bruxism“ und „stroke“ durchsucht, jedoch waren die Ergebnisse spärlich. Auf die erste Mail von Frau Hainz habe ich unter anderem mit folgenden Überlegungen geantwortet:

Offenbar verbindet sich mit dem Bruxismus bei Ihrem Sohn ein erheblicher Leidensdruck. Nun sind Bruxismus und CMD komplexe und individuell teils deutlich unterschiedlich ausgeprägte Phänomene. Viele Betroffene suchen jahrelang nach Lösungen. Da Sie (starke?) kognitive Einschränkungen erwähnen, würde ich Übungsprogramme vermutlich nicht als ersten Ansatz sehen? Ideal wäre wohl etwas, was „von selbst“ wirkt – wie Sie es ja z.B. mit der Botoxbehandlung erhofft hatten. Haben Sie schon an Biofeedback gedacht? Auf meinem Blog bzw. in meinem Podcast stelle ich bislang zwei Ansätze aus diesem Bereich vor:
bruXane Biofeedbackschiene (2go als Einheitsgröße zum Ausprobieren, personal als individuell angefertigte Lösung)
EXPAIN® change advanced als Biofeedbackgerät auf der Haut im Bereich der Kaumuskeln:
 
Es gibt auch sehr aufwendige Behandlungen mit länger andauernde Kieferorthopädie und anschließender Behandlung der Zahnformen zur Optimierung des Aufbisses, was die beim Bruxismus entstehende Symptomatik ggf. erheblich vermindern kann.

Des Weiteren ist mir der Gedanke an bestimmte Schienen wie die Jig-Schiene gekommen. Dabei handelt es sich um eine Aufbissschiene, die über eine zusätzliche Hervorhebung zwischen den Schneidezähnen verfügt. Wenn du deine Schneidezähne vorsichtig aufeinanderbeißt, merkst du sofort, dass du das nicht mir großer Kraft tun wirst. Ein Abbeißreflex hält dich davon ab und sorgt dafür, dass du die Schneidezähne, die Sensibelchen in deinem Gebiss, vor zu viel Druck schützt. Da die Jig-Schiene diesen Abbeißreflex im Bereich der Schneidezähne nutzt, dürfte sie trotz kognitiver Einschränkungen funktionieren. Deren längerfristiger Einsatz kann allerdings auch Nachteile haben, wie der Erlangener CMD-Experte Dr. Schöttl in seinem BiteBlog ausführt. Konkret kann es passieren, dass man eine ungewollte Kieferorthopädie betreibt. Den dauerhaften Erstkontakt zwischen den Schneidezähnen gleicht der Körper möglicherweise durch ein leichtes Sich-Zurückziehen der Schneidezähne bei gleichzeitigem Weiter-Hervorwachsen der seitlichen Zähne aus.

Vor kurzem hat mir ein Zähneknirscher eine Schiene mit vergleichbarer Funktion gezeigt. Diese verfügte anders als die Jig-Schiene nicht über eine zusätzliche Hervorhebung zwischen den Schneidezähnen, sondern um eine kirschkernartige Verdickung hinter den oberen Schneidezähnen. Wenn beim Bruxismus die Mahlzähne kräftig aufeinander gedrückt werden wollen, entsteht auch bei dieser Schiene der erste Kontakt im Bereich der Schneidezähne, weil die unteren Schneidezähne auf den künstlichen Kirschkern treffen. Ich nehme an, dass die unerwünschten Nebeneffekte der Jig-Schiene bei dieser „Kirschkernschiene“, deren offizielle Bezeichnung ich nicht kenne, nicht auftreten. Das aber sollte im Einzelfall mit der Zahnärztin bzw. dem Kieferothopäden besprochen werden.

Zuschriften von Leserinnen und Lesern

Manche von euch haben Betroffene und Expertinnen haben auf den Aufruf hier in diesem Artikel oder in den Sozialen Medien reagiert und mir von ihren Erfahrungen und Gedanken zu Bruxismus nach Schlaganfall geschrieben, damit ich die Rückmeldungen an Anneliese Hainz weiterleiten und zum Teil auch hier veröffentlichen kann.

Eine Person mit Bruxismus, Schlaganfall und Schlafapnoe

Es gibt Studien zufolge eine beachtliche Komorbidität von Bruxismus und Schlafapnoe. Mit anderen Worten: Schlafbezogene Atemstörungen und Zähneknirschen oder Zähnepressen treten in vielen Fällen gemeinsam auf, wie auch die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Bruxismus festhält. Deshalb hat eine Leserin angeregt, Anneliese Hainz könne ihren Sohn auf Schlafapnoe testen lassen.

Hallo Christian, es geht um die Person, welche einen Schlaganfall erlitt. Auch ich hatte im Dezember 2005 einen Hirninfarkt. Mitte 2006 fiel mir auf, dass mit meinem Schlaf etwas nicht stimmte. Seitdem bin ich auf Forschung. Ich hoffe, das ich Erfolg haben werde. Auch ich leide unter Bruxismus und habe bei dir einen Stresskurs absolviert. Daher habe ich deinen Aufruf lesen können und möchte mitteilen, dass ich eine Idee habe. Dieser ganze (ich nenne es "Mist") kann mit Schlafapnoe zusammen hängen. In meinen Recherschen bin ich auf Schlafapnoe mit Bruxismus nach Schlaganfall gestoßen. Auf jeden Fall habe ich diese Erstdiagnose mit einem Überwachungsgerät für eine Nacht zu Hause erhalten. Ich muss nun in ein Schlaflabor um alles noch genauer untersuchen zu lassen. Und wenn ich die genaue Diagnose erhalte und ich eine Maske tragen muss und diese wird hoffentlich meine Beschwerden lindern, werde ich doch noch wieder eine zufriedene(glückliche) Frau werden. Der Termin ist leider erst Ende November. Solange kämpfe ich mich weiter durch. Ich hoffe, ich konnte etwas helfen und die Mutter kann in diese Richtung ebenfalls forschen. Ich wünsche ganz viel Erfolg und hoffe auf weniger leiden.

Kannst du helfen?

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