Meine Erfahrung mit dem BruxChecker und digitaler Diagnostik von Bruxismus

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In den meisten Artikeln auf diesem Blog geht es um Behandlungsansätze und Therapiemöglichkeiten von Zähneknirschen und Zähnepressen. Doch kann es bei Verdacht auf Bruxismus im ersten Schritt sinnvoll sein, ein möglichst genaues Bild von der Situation zu erhalten: Wie genau sieht meine persönliche Form von Zähneknirschen und -pressen aus? Für manche Therapieansätze ist das sehr wichtig. Im heutigen Blogbeitrag stelle ich dir den BruxChecker und dessen digitale Auswertung als Instrument in der Diagnostik von Bruxismus vor. Dabei stehen die Zahnkontakte im Vordergrund, die sogenannte Okklusion. Die Firmen OREHAB MINDS GmbH und Bruns und Westmeier Zahntechnik GmbH haben mir eine solche individuelle Diagnostik als Beispiel für den Blog Schluss mit Zähneknirschen ermöglicht. Ich erläutere in diesem Artikel zunächst den grundsätzlichen Ansatz des BruxCheckers, sodann meinen persönlichen BRUX Report, bespreche ein paar kritische Fragen und äußere mich dazu, wie du für dich an einen BruxChecker mitsamt Report kommen kannst.

Artikelgliederung

Transparenzhinweise und rechtliche Absicherung

  • Werbung: Der heutige Blogbeitrag wurde durch kostenfreie Produkte oder Dienstleistungen sowie inhaltliche Beratung von den Firmen OREHAB MINDS GmbH in Stuttgart und Bruns und Westmeier Zahntechnik GmbH in Rosenheim ermöglicht. Ich erhalte keine finanzielle Gegenleistung für den Artikel. Ich bin keine Verpflichtungen hinsichtlich meiner Berichterstattung eingegangen, aufgrund der kostenfreien Testprodukte aber zu dem Hinweis „Werbung“ verpflichtet.
  • Meinungswiedergabe: Ich bin zwar psychologischer Berater, Stresspräventionstrainer und Schlafcoach, aber kein Therapeut. Der Artikel gibt meine persönliche Meinung als medizinischer Laie wieder. Er ersetzt keinen Arztbesuch.
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  • Quelle Titelbild und weitere Bilder: Christian Koch privat sowie Auszüge aus dem BRUX Report mit freundlicher Genehmigung von OREHAB MINDS GmbH

Wie funktioniert der BruxChecker in der Diagnostik von Bruxismus?

Christian Koch mit BruxChecker im Oberkiefer
Wäre auch was für Halloween: Schnappschuss mit BruxChecker im Oberkiefer.

Der BruxChecker ist ein auf den japanischen Zahnarzt und Bruxismusforscher Sadao Satō zurückgehendes Instrument zur Diagnose von Bruxismus. Es handelt sich um eine hauchdünne rote Folie, die man über den Zähnen trägt und die Zahnkontakt mit Druck sichtbar macht. Das funktioniert so: 

Die lediglich 0,1 Millimeter dicke Tiefziehfolie wird in einem Dentallabor auf das individuelle Patientengebiss angepasst. Dazu wird ein Modell des Gebisses benötigt. In meinem Fall hatte die Zahnärztin ohnehin einen Abdruck von Ober- und Unterkiefer genommen und daraus ein Modell erstellen lassen, um mögliche Probleme im Aufbiss besser erkennen zu können. Im Dentallabor passt also eine Zahntechnikerin oder ein Zahntechniker mittels der Hitze eines Tiefziehgeräts die BruxChecker-Folie exakt an das Gebissmodell an. Auf diese Weise kann der individuelle BruxChecker sowohl für den Oberkiefer als auch für den Unterkiefer erstellt werden.

Gebissmodelle Christian Koch ohne BruxChecker
Gebissmodelle ohne BruxChecker
Gebissmodelle Christian Koch mit BruxChecker 02
Gebissmodelle mit BruxChecker

Die rote Folie lässt sich auf einer Seite abkratzen. Das ist selbstverständlich die Seite, die in Kontakt mit den gegenüberliegenden Zähnen kommt. Presst man nun die oberen und unteren Zähne zusammen oder reibt die Zähne aneinander, hinterlässt das Spuren. Diese Spuren kann man auswerten und daraus Rückschlüsse auf den Aufbiss und Bruxismus ziehen. Das muss nicht unbedingt digital geschehen, aber weiter unten stelle ich eine digitale Auswertung des BruxCheckers anhand meines persönlichen Beispiels vor.

Mein persönlicher digitaler Report von OREHAB MINDS (BRUX)

Die Stuttgarter Firma Orehab Minds hat  eine Software entwickelt, mit deren Hilfe ein BruxChecker präzise ausgewertet werden kann. Ich habe für Ober- und Unterkiefer jeweils einen getragenen BruxChecker eingeschickt. Diese sind vor Ort im üblichen Verfahren mit weißem Kontrastmittel befüllt und dann digital ausgelesen worden. Im Anschluss habe ich für Ober- und Unterkiefer jeweils einen digitalen Report erhalten.

Unterkieferreport BruxChecker tagsüber

Wie du vermutlich bereits weißt, ist das nächtliche Zähneknirschen und -pressen nicht die einzige Form von Bruxismus. Dem sogenannten Schlafbruxismus steht der Wachbruxismus gegenüber, der hauptsächlich durch das Zähnepressen in Situation von Stress, Angst oder Anspannung geprägt ist (und durch muskuläre Anspannung ohne Zahnkontakt, um die es aber im heutigen Artikel nicht geht). Um ein umfassendes Bild zu erhalten, empfiehlt es sich daher, einen tagsüber und einen im Schlaf getragenen BruxChecker auszuwerten.

Ich habe tagsüber einen BruxChecker auf den Unterkieferzähnen getragen – allerdings falsch. Oder besser gesagt nicht lang genug. Im Tagesverlauf gab es mehrere Situationen, in denen ich die Folie als störend empfand und zur Seite gelegt habe. Für eine aussagekräftige Auswertung sollte man das Diagnoseinstrument allerdings den ganzen Tag lang im Mund lassen und lediglich für das Essen herausnehmen. Der Bericht bestätigt denn auch: Eine einzige Abriebfläche zeigt sich auf dem Unterkiefer-BruxChecker. Damit lässt sich diagnostisch nicht viel anfangen. 

BRUX Report Unterkiefer Auswertung BruxChecker zur Diagnostik von Bruxismus
Überall null Abriebflächen? Dieser Ausschnitt aus meinem digitalen Report zeigt, dass ich den BruxChecker auf dem Unterkiefer zu kurz getragen habe. Immerhin: Die eine Abriebfläche links hinten (im Bild unten links) deckt sich mit dem stärksten Abrieb beim Oberkieferreport weiter unten.

Normalerweise gibt es deutlich mehr solche Abrasionsflächen – übrigens auch bei Menschen ohne Bruxismussymptome. Woran das wiederum liegt, darauf gehe ich weiter unten ein. Für jetzt lässt sich festhalten: Falls du durch den BruxChecker etwas über deine Zahnkontakte am Tag erfahren möchtest, wähle dafür einen Tag, an dem dich die rote Folie auf den Zähnen möglichst wenig stört. Anders als ich kannst du sie dann ganztags im Mund lassen – nur nicht bei den Mahlzeiten.

Oberkieferreport BruxChecker im Schlaf

Eine Nacht lang habe ich einen BruxChecker im Oberkiefer getragen. Auch wenn die Folie über den Zähnen zunächst etwas ungewohnt war, bin ich gut damit zurechtgekommen. Um ein Herausfallen der Diagnosefolie braucht man sich übrigens keine Gedanken zu machen. Dadurch, dass sie exakt an die Zähne angepasst ist, hält sie sehr gut und muss mit den Fingern herausgenommen werden. In der Nacht scheint insofern alles geklappt zu haben, als dass ein aussagekräftiger Bericht herausgekommen ist. Bereits mit bloßem Auge konnte ich am nächsten Morgen einige Abriebstellen ausmachen. 

Hier findest du eine Bildergalerie mit einigen Screenshots aus meinem Occlusal Systems Brux Report. Falls du eine kleine Herausforderung magst, kannst du dich durchklicken und schauen, ob dir vielleicht schon Manches auffällt. In den nächsten Abschnitten gehe ich näher darauf ein.

 

Um den Report besser zu verstehen, durfte ich mich dazu per Videokonferenz mit Florian Slavicek austauschen. Gemeinsam mit seinem Vater Prof. Dr. Gregor Slavicek führt er die Firma Orehab Minds. Da bereits sein Großvater Rudolf Slavicek sich in der Bruxismusforschung verdient gemacht hat, ist mein Gesprächspartner sozusagen Bruxismusexperte in dritter Generation.

Aktuelle Forschungsergebnisse von Gregor Slavicek und grundlegende Schlussfolgerungen für die Bruxismustherapie spreche ich weiter unten an. Hier zunächst nur so viel: Symptome scheinen sich vor allem bei Zähneknirscherinnen und Zähnepressern zu zeigen, die beim Bruxismus deutliche Ungleichmäßigkeiten im Aufbiss haben, was sich durch die BruxChecker-Auswertung sehen lässt. Je gleichmäßiger sich Druck und Kraftausübung durch einen gleichmäßigen Aufbiss verteilen, desto weniger scheint es zu Problemen zu kommen.

Dass es bei mir deutliche Ungleichmäßigkeiten in der Okklusion gibt, weiß ich seit langem. Bereits am Ende meines Ratgebers Schluss mit Zähneknirschen habe ich erwähnt, dass ich mich aus diesem Grund möglicherweise nach weiteren Recherchen einer kieferorthopädischen Behandlung unterziehen werde. Die Auswertung des BruxCheckers bestätigt das.

BruxChecker: Abriebstellen nach Segment

Schauen wir uns zunächst die Verteilung der Abrasionsflächen von vorne nach hinten im Mund an. Der Ausdruck anterior bezeichnet die vorderen Zähne, intermediär die mittleren und posterior die hinteren. Die Idealverteilung nach Lehrbuch liegt Florian Slavicek zufolge bei 30% anterior, 30% intermediär und 40% posterior. Der BruxChecker zeigt also normalerweise geringfügig mehr Kontaktflächen im Bereich der Mahlzähne, wo besonders viel Kraft ausgeübt werden kann, aber eine grundsätzlich recht gleichmäßige Verteilung. In meinem Fall kann auch der medizinische Laie ohne Weiteres erkennen, dass das anders aussieht.

Intermediär weist mein nächtlicher BruxChecker keine einzige Abriebstelle auf. Hier kommt es bei meinem gegenwärtigen Aufbiss offenbar nicht zu Zahnkontakten während des Zähneknirschens. Woran das liegt? Das verrät der digitale Report nicht, wie auch. Einer Vermutung von Slavicek zufolge könnte es sich um das Ergebnis früherer Bruxismusaktivität handeln.

Seitenverteilung links-rechts

Wie ich schon in Gesprächen mit langjährigen Therapeutinnen und Therapeuten, gehen starke Bruxismussymptome häufig mit einer Einseitigkeit im Aufbiss nach links oder rechts einher. Ich persönlich habe zum Beispiel einige Jahre lang hauptsächlich links harte oder zähe Nahrung gekaut, hatte einen stark ausgeprägten linken Hamsterbackenmuskel Masseter vorzuweisen und habe bis heute links einen besseren Zahnkontakt als rechts.

Durch meine bisherigen Behandlungsschritte und sicherlich vor allem durch die vielfältigen physiotherapeutischen und Biofeedback-Übungen kaue ich mittlerweile einigermaßen ausgeglichen und auch der überstarke linke Massetermuskel fällt nicht mehr auf. Der Report von Orehab Minds bestätigt trotzdem, was ich letztes Jahr bei einer Biofeedbacktherapie mit Ulrich Bauer-Staeb (Blogbeitrag folgt) festgestellt habe: Meine linke Seite ist bei Druck- und Kauvorgängen deutlich stärker involviert als die rechte. Während die Biofeedbacktherapie dies für die Muskulatur gezeigt hat, kann man selbiges hinsichtlich der Zahnkontakte im BruxChecker-Bericht sehen.

Zwar ist die Anzahl der Abriebstellen links und rechts vergleichbar, jedoch ist die Abriebfläche deutlich unterschiedlich verteilt: 80% links, 20% rechts.

Hinweise auf Seitwärtsbewegung

Nimmt man die beiden Erkenntnisse zur Links-Rechts-Verteilung und zur Verteilung nach den Segmenten vorne, mittig, hinten zusammen und denkt dann noch an meine Erwähnung des früher überstarken linken Massetermuskels, verwundert die nächste Grafik überhaupt nicht. Die besonders große Abriebfläche hinten links ist gut zu erkennen. Da ich den BruxChecker im Oberkiefer getragen hatte, entspricht die rechte Seite der Grafik der linken Seite meiner Zähne.

Was ich als unerfahrener Erstnutzer des Reports nicht erkennen kann, was aber Florian Slavicek von Orehab Minds auffällt: Die Spur des Abriebs deutet auf bruxierende Seitwärtsbewegung nach links hin. Ich habe also in der Nacht vermutlich die Zähne unter anderem. hinten links zusammengepresst und dann den Unterkiefer nach links verschoben.

BruxChecker und digitale Auswertung: Was bringt es?

Wie man an den vorangegangenen Abschnitten erkennen kann, lassen sich einige interessante Einsichten durch den BruxChecker und dessen digitale Auswertung mit der Software von Orehab Minds gewinnen. Und wie man ebenfalls erkennen kann, kann sich gemeinsam mit anderen Feststellungen z.B. aus meiner Biofeedbacktherapie ein schlüssiges Gesamtbild ergeben. Dennoch kann man die folgenden Fragen stellen.

Ist der Aufbiss wirklich so wichtig bei Bruxismus?

Die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Bruxismus leitet aus der aktuellen Forschungslage keine Hinweise darauf ab, dass Maßnahmen an den Zähnen und somit am Aufbiss wirksam gegen das Zähneknirschen und Zähnepressen sind.

"Zur kausalen Behandlung von Bruxismus sollen definitive okklusale Maßnahmen nicht eingesetzt werden."

Sinnvoll könnten der Leitlinie zufolge auf individuellen Wunsch ästhetische oder aus gesundheitlichen Gründen rehabilitative Eingriffe an den Zähnen sein. Letzteres könnte bei mir im Bereich der Backenzähne in Frage kommen, da der BruxChecker dort keine Abriebflächen aufwies. Allerdings sollte niemand eine solche Entscheidung aufgrund einer einzigen BruxChecker-Nacht und ohne weitere diagnostische Maßnahmen treffen. Immerhin, es ist ein Hinweis und trägt zum Gesamtbild bei.

Aber zurück zur Frage: Ist der Aufbiss überhaupt so wichtig bei Bruxismus? Dazu kenne ich verschiedene Argumentationsketten.

Die eine Kette beginnt mit der Feststellung, dass die Zähne sich normalerweise nur beim Schlucken berühren und bei starken Bruxismussymptomen folglich vor allem zu fragen ist, was denn den Patienten oder die Patientin innerlich aufwühlt und in der Folge mit den Zähnen knirschen lässt.

Für die andere Argumentationskette sprechen unter anderem Forschungen von Prof. Dr. Gregor Slavicek, dem zweiten Geschäftsführer von Orehab Minds. Demnach lässt sich Bruxismus auch bei gesunden Jugendlichen ohne Symptome nachweisen. Der BruxChecker weist Abriebstellen auf, obwohl die Studienteilnehmer über keinerlei Probleme klagen. Könnte also ein gewisses Maß an Bruxismus unbedenklich sein und mehr oder weniger bei allen Menschen vorkommen? Eine Erklärung für dieses unbewusste Verhalten könnte in der Regulation von Körperfunktionen und Stresshormonleveln liegen.

Daraus ergibt sich die Vermutung: Zu Schmerzen und weiteren Symptomen kommt es durch Zähneknirschen und Zähnepressen vorwiegend dann, wenn das Kausystem aufgrund des ungleichmäßigen Aufbisses ungleichmäßig belastet wird, worauf es nicht ausgelegt ist. Mein persönliches oben vorgestelltes Beispiel würde dazu ebenso passen wie die Beobachtung von Therapeutinnen und Therapeuten, dass viele Zähneknirscher und Zähnepresserinnen links oder rechts deutlich mehr knirschen und kauen als auf der anderen Seite. Auch das Stichwort CMD (Kieferfehlfunktion) liegt hier in greifbarer Nähe. 

Wenn das stimmt, könnte die Herstellung eines gleichmäßigen Aufbisses eine echte Option in der Bruxismusbehandlung sein.

Für mich sind beide Argumentationsseiten grundsätzlich plausibel. Die psychischen und emotionalen Anteile an der Problematik sowie weitere Ebenen sollte man sicherlich nicht unterschätzen und nicht jede Problematik im Zusammenhang mit Bruxismus verschwindet durch eine bessere Okklusion, zumal es auch Bruxismusformen ohne Zahnkontakt gibt. Das behaupten übrigens auch die Herren Slavicek von Orehab Minds nicht. So wie sie den BruxChecker als ein Diagnoseinstrument unter anderen sehen, so sehen sie auch die Verbesserung der Okklusion als eine wichtige Behandlungsoption, die aber nicht für jeden Einzelfall geeignet ist und andere Behandlungswege nicht ausschließt.

Erzeugt der BruxChecker nicht eine leichte Bissveränderung?

Als ich in das Rosenheimer Dentallabor Bruns und Westmeier fuhr, um dort meine beiden BruxChecker-Folien anpassen zu lassen, ergab sich ein Gespräch mit zwei interessierten Zahntechnikern. Einer von den beiden stellte die Frage: „Der BruxChecker ist zwar mit seinen 0,1 Millimetern recht dünn. Aber auch 0,1 Millimeter machen im Mundraum schon etwas aus. Verändern sich dadurch nicht die Aufbissstellen?“ Es geht also darum, ob die Auswertung des BruxCheckers die Realität gut erfasst. Einerseits ist an der Frage sicherlich etwas dran, weshalb eine individuelle therapeutische Schiene auch nicht auf Grundlage eines BruxCheckers erstellt wird, sondern weitere Messungen erfordert.

Andersherum zeigt sich aber genau hier ein Vorteil des BruxCheckers: Er erfasst den unkontrollierten Bruxismus im Alltag, wie Florian Slavicek von Orehab Minds mir erläutert. In der Zahnarztpraxis kann nur der kontrollierte Bruxismus bzw. der kontrollierte Aufbiss erfasst werden: „Jetzt öffnen Sie den Mund! Jetzt schließen Sie ihn wieder!“ Bewusst öffnet und schließt man den Mund. Ganz anders ist das bei Bruxismus im Alltag, bei dem die eigentlichen Schmerzen und weiteren Symptome entstehen. Dieser läuft unbewusst ab und kann durch den BruxChecker erfasst werden.

Wie aussagekräftig ist eine einzige Nacht oder ein einziger Tag mit dem BruxChecker?

Die zweite kritische Überlegung des interessierten Zahntechnikers hinterfragt, ob es sich denn beim BRUX Report um mehr als eine Momentaufnahme handeln kann. Wenn ich den BruxChecker für eine Nacht trage, hängen dann die konkreten Aufbisspuren nicht von meiner Schlafposition in dieser Nacht ab? Hätte mein Report möglicherweise anders ausgesehen, wenn ich auf dem Bauch, auf dem Rücken oder auf einer bestimmten Körperseite geschlafen hätte? Diese Frage gebe ich an Florian Slavicek weiter. In seiner recht ausführlichen Antwort macht er auf den Unterschied zwischen sozusagen künstlich in der Zahnarztpraxis erzeugtem Bruxismus und dem im Alltag auftretenden Bruxismus aufmerksam. Letzterer erzeugt die Probleme bzw. Symptome, weshalb die zusätzliche Diagnostik mit dem BruxChecker einen Vorteil darstellen kann. Das vom Zahntechniker angesprochene Problem scheint der Geschäftsführer von OREHAB Minds nicht zu sehen. Hier seine vollständige Antwort auf meine Frage:

Der BruxChecker ist die einzige Möglichkeit, den natürlichen Bruxismus zu messen. Man muss verstehen, dass Bruxismus keine Krankheit ist - jeder Mensch, in jedem Alter oder Geschlecht, bruxiert, oder wie man es nennt, knirscht. Der Tag- und der Nachtbruxismus unterscheiden sichin vielen Dingen, angefangen vom Stresslevel, dem man den Tag über ausgesetzt ist. Der Tagbruxismus hat viel mit Einflüssen in unserem tagtäglichen Leben zu tun. Sind wir glücklicher, kann das dazu führen, dass wir weniger bruxieren, als wenn wir mehr gestresst sind. Aber man muss auch verstehen, dass Bruxismus nichts Schlimmes ist, sondern ein sehr guter Stressabbau ist für uns Menschen.  Am Tag sehen wir üblicherweise, ob ein Mensch viel redet oder nicht. Die Menschen, die viel reden, haben häufig nicht so viele Abrasionsstellen gegenüber denen, die durchschnittlich reden. Aus unseren ersten Daten bei jungen Menschen haben wir herausgefunden, dass beim Menschen ca. 28 Abrasionsstellen bruxiert werden. Das heißt, jeder Zahn hat einen Kontakt an seinem gegenüber und hilft dem Kauorgan den Stressabbau durchzuführen.  In der Nacht sieht die Welt etwas anders aus. Der Nachtbruxismus hängt von unserem über den Tag angesammelten Stress ab, aber auch von dem emotionalen Stress, den wir mit uns herumtragen. Daher kann ein Nachtbruxismus sehr unterschiedlich sein, einmal viel Bruxismus und einmal etwas weniger. Durch unsere Daten beim jungen gesunden Menschen haben wir Folgendes herausfinden können: Hier waren es 32 Abrasionsstellen, die die Probanden erzeugt haben. Das heißt, in beiden Fällen (Tag- oder Nachtbruxismus bei einem gesunden jungen Menschen) sollten wir mit dem BruxChecker 28-32 Abrasionstellen erzeugen können, aber immer das gegenwärtige Stresslevel mit einbezogen. Dies kann man sehr leicht erfragen, ob der Patient oder Patientin ein höheres Stresslevel in letzter Zeit hatte oder ob er oder sie emotionale Probleme hat.  Das Kauorgan ist ein sehr komplexes Organ und der BruxChecker zeigt, ob das System in der Lage ist, ein höheres Stresslevel zu verkraften oder nicht. Man darf dabei auch die Muskeln und das Kiefergelenk nicht vergessen.  Z.B.: Muskeln, die schon etwas angespannt sind, können zu einem stärkeren Bruxieren führen, da sich die Muskeln entlasten wollen. Aber auch das Kiefergelenk kann ein Problem darstellen und kann mehr Bruxieren erzeugen. Langes nicht behandeltes Bruxieren kann zum Verlust von Zähnen und Knochen führen. Man kann aber auch Bruxieren mit richtigem Zahnersatz oder der Kieferorthopäde kann das System so einstellen, dass der Bruxismus normal ist und das Kauorgan dies abfangen kann.

Was bringt der Report mir persönlich?

Was oben in der Besprechung meines BRUX Reports vielleicht schon deutlich geworden ist, fasse ich noch einmal kurz zusammen: Der BruxChecker und dessen Auswertung runden ein bereits bestehendes Bild ab: Schon länger sind mir Probleme im Aufbiss bewusst. Die begleitete Biofeedback-Heimtherapie im letzten Sommer hat deutlich gemacht, dass es an der Zeit ist, etwas dagegen zu tun (Blogbeitrag folgt). Und der BruxChecker Report bestätigt die Ausgangslage. Diese und weitere Bausteine haben mir zu der Entscheidung verholfen, mich bei einem Kieferorthopäden vorzustellen. Mehr dazu sicherlich irgendwann in einem anderen Artikel.

Wie kannst du einen BruxChecker mitsamt Auswertung bekommen?

Falls du nach diesem Artikel denkst, dass dich ein solcher individueller BRUX Report interessieren würde, um deinen persönlichen Bruxismus besser zu verstehen, dann stellt sich die Frage: Wie kommst du daran? Das ist tatsächlich gar nicht so einfach. Die kurze Antwort: Du findest einen Zahnarzt oder eine Zahnärztin, der oder die mit dem BruxChecker arbeitet. Schon das ist nicht einfach, weil das normalerweise nicht auf der Homepage steht. Das wäre allerdings die All-in-One-Lösung.

Denn die Alternative lautet: Du brauchst

  • ein aktuelles Gebissmodell von dir. Leichter gesagt als getan. In meinem Fall hatte meine Zahnärztin aus einem anderen Grund gerade eins anfertigen lassen.
  • die ungeformte BruxChecker-Folie. Das ist vermutlich der einfachste Teil, denn diese dürfte online bestellbar sein.
  • ein Dentallabor, das die Folie individuell mit einem Tiefziehgerät an dein Gebissmodell anpasst. Du kannst zwar Dentallabore in deiner Umgebung direkt kontaktieren – ich war überrascht, wie viele es gibt – allerdings gehört das Tiefziehen des BruxCheckers nicht zum Alltagsgeschäft der meisten Dentallabore. Für mich sich Zahntechniker Simon Bruns in Rosenheim eigens Zeit genommen und erstmalig einen BruxChecker tiefgezogen, was sich als gar nicht so einfach wie gedacht entpuppte und Telefonate mit dem Support erforderte.
  • das Einschicken deiner BruxChecker-Folien an Orehab Minds zur digitalen Auswertung. Das dürfte auch ein eher einfacher Teil sein, allerdings ist die Firma im Alltagsgeschäft auf die Zusammenarbeit mit Zahnärztinnen und Zahnärzten ausgerichtet. Was mich zum Anfangspunkt zurückführt: Am besten findest du einen Zahnarzt oder eine Zahnärztin, die dich mit dem BruxChecker unterstützt.

Fazit: Auch wenn ich dir jetzt möglicherweise den BruxChecker und dessen digitale Auswertung schmackhaft gemacht habe, ist die Umsetzung nicht so einfach. Du kannst aber deinen Zahnarzt oder deine Zahnärztin darauf ansprechen und vielleicht sogar auf diesen Artikel aufmerksam machen. Möglicherweise kann er oder sie diesem Ansatz in der Diagnostik von Bruxismus etwas abgewinnen.

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