Tobias U. leidet seit Jahren unter schweren Symptomen, die sein Leben beeinträchtigen. Es ist noch nicht so lange hin, dass er seine Beschwerden auf Bruxismus vor allem in Form von Zähnepressen und möglicherweise auf Kieferprobleme zurückführen kann. Nach der Lektüre meines Ratgebers Schluss mit Zähneknirschen berichtet er mir von seiner Geschichte und fragt nach weiteren Ideen, wie er unbewusstes nächtliches Zähnepressen unterbrechen kann. Vielen Dank an Herrn U. für das Einverständnis, seine Nachricht zusammen mit meinen Gedanken dazu hier auf dem Blog zu veröffentlichen.
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Symptome des nächtlichen Zähnepressens und Lebenssituation von Tobias U.
Lieber Herr Koch, zuerst einmal vielen Dank für Ihr tolles Buch "Schluss mit Zähneknirschen" welches mir schon ein Stück geholfen und vor allem Mut gemacht hat. Mein Name ist Tobias U[…], ich bin 22 Jahre alt und ich möchte Ihnen schreiben, da mein größtes Problem das nächtliche Pressen der Zähne ist.
Tobias U. (Leserzuschrift)
Lieber Herr U, vielen Dank für Ihre Nachricht! Ich freue mich, dass mein Buch Ihnen Mut machen konnte, auch wenn es offenbar nicht die finale Lösung für Sie gebracht hat.
Kopfschmerzen, Tinnitus, nicht erholsamer Schlaf, Gliederschmerzen
Zu meiner Geschichte: Ich leide seit fast 7 Jahren an Bruxismus und damit einhergehend allerhand Folgebeschwerden wie tägliche Kopfschmerzen, Tinnitus bis hin zu Schmerzen in den Gliedmaßen. Startpunkt war der Februar 2017, als ich anfing, immer unerholsamer zu schlafen - noch ohne den Grund zu kennen. Ich habe zwei Jahre später trotzdem ein recht gutes Abitur gemacht und von 2019-2021 noch zwei Semester Zahnmedizin studiert. Da mir die Belastung aber über den Kopf wuchs (da ich damals schon mit erheblichen körperl. Einschränkungen zu kämpfen hatte), habe ich das Studium erst unter- und dann abbrechen müssen. Ich dachte, der Grund für meine Beschwerden sei der Stress, also habe ich ein komplettes Jahr Auszeit genommen inkl. einer guten Verhaltenstherapie und einer Kur. Leider ohne Besserung.
Tobias U. (Leserzuschrift)
Die genannten Symptome sind einerseits mögliche Symptome von Bruxismus (Zähneknirschen, Zähnepressen) und CMD (Kieferfehlfunktion), können aber andererseits auch von verschiedenen anderen Erkrankungen herrühren.
Das macht das frühzeitige Erkennen von Bruxismus und CMD so schwierig: Die meisten Symptome sind nicht spezifisch, sondern können auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein. Schäden an der Zahnsubstanz sind zwar eindeutiger, treten aber in der Regel erst mit Zeitverzögerung auf. Während Kopfschmerzen, Tinnitus und unerholsamer Schlaf häufige Begleiterscheinungen von Bruxismus sind, werden Schmerzen in den Gliedmaßen eher selten genannt.
Stressmanagement und Verhaltenstherapie linderten das nächtliche Zähnepressen kaum
Seit 2021 studiere ich in Dresden Lehramt, was mir große Freude macht und mich zum Glück weniger beansprucht. Mein Stressmanagement ist gut, ich fühle mich wohl in der Stadt und habe hier mit meinen Freunden zusammengewohnt. Es ging mir also gut, aber dennoch körperlich immer schlechter.
Tobias U. (Leserzuschrift)
Den ersten Tatverdächtigen Stress sind Sie gründlich nicht nur im Sinne einer Auszeit oder einer Reduktion von Terminen angegangen, sondern auch auf der psychisch-mentalen Ebene in Form einer Verhaltenstherapie. Insofern erscheint es mir – wie mittlerweile auch Ihnen – unwahrscheinlich, dass Stress der Hauptgrund für Ihre Symptomatik ist.
Diagnose erst nach 6 Jahren - Klarheit durch GrindCare
Vor ca. einem Jahr konnte ich dann endlich das nächtliche Zähnepressen als Haupt- und einzige Ursache meiner Beschwerden finden. Ich hatte kurzzeitig ein GrindCare-Gerät zur Verfügung, was gemessen hat, dass ich pro Nacht bis zu 400x mit den Zähnen knirsche. Leider konnte ich die therapeutische Funktion des Gerätes nicht über lange Zeit nutzen, da nach nur 10 Tagen die Gelpads leer waren und ich kein Möglichkeit kenne, davon neue zu bekommen.
Tobias U. (Leserzuschrift)
400 Knirschereignisse pro Nacht sind eine große Zahl. Schon mit deutlich weniger Knirschereignissen kann man ordentlich Probleme bekommen, insbesondere dann, wenn die Funktionalität des Kausystems beeinträchtigt ist. Probleme bei den Kiefergelenken oder im Aufbiss können dabei eine Rolle spielen. Zur Frage: „Ist der Aufbiss wirklich so wichtig bei Bruxismus?“, bin ich zuletzt in einem Abschnitt im Blogbeitrag über die Diagnostik mittels BruxChecker eingegangen. Der Abschnitt enthält auch Informationen und Einschätzungen, die mich erst nach der Veröffentlichung meines Buchs erreicht haben.
Bei GrindCare handelt es sich um ein Biofeedbackgerät, welches nächtliches Zähnepressen und -knirschen durch elektrische Stimulation der Muskeln unterbrechen soll. Meines Wissens wird es nicht mehr vertrieben. Ich habe dazu nun eine Anfrage an die Firma Sunstar gestellt und mich auch erkundigt, ob und ggf. wo noch Gelpads zu bekommen sind. Wenn ich eine Antwort erhalte, werde ich diese hier veröffentlichen.
Weitere Therapieversuche für nächtliches Zähnepressen
Ich habe seitdem viel unternommen, Maßnahmen gg. den Bruxismus zu finden. Physiotherapie war bei mir bisher sogar kontraproduktiv, da sie die muskulären Verspannungen vom Hals-in den Brustbereich verlagerte, was das Schlafen nahezu unmöglich machte. Zeitweise konnte ich nur mittels Ortoton einschlafen.
Tobias U. (Leserzuschrift)
Das Suchen nach Lösungen bei Bruxismus ist eine Geschichte, die schon tausendfach geschrieben wurde. Leider höre ich immer wieder entsprechende Berichte vom langwierigen Suchen und Ausprobieren – auch ich selbst bin ja ein Beispiel. Die Kenntnisstände zum Thema sind auch bei den Zahnärztinnen und Physiotherapeuten recht unterschiedlich. Tatsächlich hilft nicht jede CMD-Kieferübung bei jedem Patienten, wie ich in einem früheren Blogbeitrag ausgeführt habe. Warum sich bei Ihnen nun konkret Verspannungen vom Hals in den Brustkorb verlagert haben, kann ich nicht beurteilen.
Vorübergehender Erfolg mit der DROS-Schiene
Den bisher größten Erfolg brachte eine DROS-Schiene, die meinen Unterkiefer auch neu positionierte. In deren Phase 1 haben nur die Schneidezähne Kontakt, was die Knirschaktivität nachts um mehr als 99% verringerte, so hatte auch das Grindcare-Gerät gemessen. Leider darf man diese Schiene nur max. 2 Wochen tragen, da sonst eine Biss-Öffnung an den Schneidezähnen entsteht, was bei mir leider auch der Fall ist. Auch aus der S3-Leitlinie gg. Bruxismus habe ich viele Maßnahmen umgesetzt, allerdings leider nur mit kleinen Erfolg (z. B. durch Botox).
Tobias U. (Leserzuschrift)
Ihre Erfahrung mit der DROS-Schiene scheint ein interessanter Anhaltspunkt zu sein. Da ich von Ihren Ausführungen her nicht ganz sicher bin, ob die positiven Erfahrungen nur in der Zeit mit dem Schneidezahn-Erstkontakt stammen oder insgesamt aus der DROS-Therapie, gehe ich auf beides ein:
Mit dem Abbeißreflex gegen nächtliches Zähnepressen
Die Schneidezähne sind die Sensibelchen in unserem Gebiss. Wer sie (vorsichtig) zusammenbeißt, merkt schnell den sogenannten Abbeißreflex: Wir wollen keinen starken Druck auf die Schneidezähne ausüben, weil diese besonders empfindlich sind. Diesen Effekt macht sich die Jig-Schiene zunutze und, wie ich Ihrem Bericht entnehme, offenbar auch die DROS-Schiene in der ersten Phase (Diagnostik und Relaxation).
Wie eine Bissöffnung an den Schneidezähnen bzw. ein sogenannter vorne offener Biss aussieht, kann man in Dr. Schöttls Warnung vor langfristiger Jig-Schienentherapie auf seinem BiteBlog sehen. Zwei Wochen scheinen mir tatsächlich ein unbedenklicher Zeitraum zu sein und auch bei mehreren Wochen würde ich mir dazu wenig Gedanken machen, aber das mögen einschlägige Expertinnen und Experten mit der entsprechenden Erfahrung beurteilen.
Falls Ihre positiven Erfahrungen mit der DROS-Schiene vorwiegend auf den Abbeißreflex der Schneidezähne zurückzuführen sein sollten, könnte ich mir eine gute Wirksamkeit von Biofeedbackgeräten vorstellen: Was Abbeißreflex und Biofeedbackgeräte verbindet, ist die Unterbrechung des beginnenden Knirschens und Pressens durch einen Impuls bzw. durch ein unangenehmes Gefühl.
Veränderung von Unterkieferposition und Aufbiss
Falls der Wirksamkeit der DROS-Schiene aber auf die Veränderung der Unterkieferposition und die Entlastung der Kiefergelenke zurückzuführen sein sollte, dann wäre möglicherweise eine Anpassung des Aufbisses (Okklusion) im Anschluss an die DROS-Therapie eine sinnvolle Option.
Warum? Verschiedene therapeutische Schienen wie die DROS- oder auch die MAGO-Schiene verfolgen im Wesentlichen das Ziel, die Unterkieferposition so zu verändern, dass sich die Kiefergelenke entspannt bewegen können. Im Detail stellt sich das selbstverständlich wesentlich komplexer dar, aber dieses Ziel ist meines Erachtens der Kern solcher Schienentherapien – zusammen mit dem Effekt, dass für die Tragedauer der Schiene ein gleichmäßiger Aufbiss der Ober- und Unterkieferzähne erzielt wird.
Entfernt man nun die Schiene, was bei der DROS-Therapie nach sieben Wochen vorgesehen ist, befinden sich zwar (hoffentlich) Unterkiefer und Kiefergelenke in idealen Positionen, aber möglicherweise ist ohne Schiene der Aufbiss der Zähne recht ungleichmäßig. Deshalb sehen einige Therapiekonzepte vor, im Anschluss an eine solche therapeutische Schiene die Zahnformen so zu verändern, ergänzen oder auch überkronen, dass die Zähne gleichmäßig aufeinandertreffen. Das scheint bei Ihnen, Herr U., nicht gemacht worden zu sein. Jedenfalls kann ich das Ihrem Text nicht entnehmen.
Tagsüber kein Zahnkontakt, Beginn des nächtlichen Zähnepressens schon beim Einschlafen
Tagsüber habe ich überhaupt keine Probleme damit, die Kiefer auseinander zu halten. Nachts jedoch (schon beim Einschlafen) habe ich das Gefühl, dass der Unterkiefer den Kontakt zum Oberkiefer sucht, beginnend über einen leichten Vor-/Erstkontakt zwischen den hinteren linken Mahlzähnen. Nachts ist das Pressen dann oft so schlimm, dass ich es in Leichtschlafphase wahrnehme oder vom jeweils letzten Pressreflex aufwache.
Tobias U. (Leserzuschrift)
Genau gegen solche Vorkontakte einzelner Zähne richtet sich die im letzten Abschnitt genannte Optimierung des Aufbisses. Tagsüber die Kiefer auseinanderzuhalten ist grundsätzlich eine gute Idee, da sich die Zähne normalerweise nur beim Schlucken berühren.
Allerdings gibt es auch einen Bruxismus ohne Zahnkontakt, wie Bruxismusforscher und -forscherinnen in einem internationalen Projekt festgehalten haben.
Daher kann es eine ergänzende Idee sein, dass Sie tagsüber bei allem Auseinanderhalten der Kiefer darauf achten, ob Sie möglicherweise die Kaumuskulatur dauerhaft anspannen. Das kann insbesondere im Bereich des Hamsterbackenmuskels Masseter der Fall sein. Ich nehme an, solche muskuläre Anspannung soll unter anderem.belastete und empfindliche Kiefergelenke stabilisieren und schützen.
Mit Biofeedback gegen nächtliches Zähnepressen
Ab kommender Woche werde ich eine Bruxane bekommen, von der ich mir, ähnlich wie Sie, viel erhoffe. Ich habe trotzdem etwas Sorge, dass diese Schiene überhaupt in meinen Mund passt, da ich im Liegen hinten ohnehin nur 1-2mm Platz zwischen den Mahlzähnen habe. Abgesehen davon fallen mir leider kaum weitere Lösungsmöglichkeiten ein, was vor allem deswegen so ärgerlich/traurig ist, weil ich das Problem zwar haargenau benennen kann, aber keine Lösung weiß.
Tobias U. (Leserzuschrift)
Falls GrindCare Ihnen in der kurzen Nutzungszeit geholfen hat und falls Ihre positive Erfahrung in der Entspannungsphase der DROS-Schiene auf den Schneidezahn-Abbeißreflex zurückzuführen ist – beides ist mir nicht definitiv klar von Ihrem Bericht her – dann vermute ich gute Chancen, dass Sie von dem ähnlichen Wirkansatz der vibrierenden Knirscherschiene bruXane profitieren können. Auf einige Leserfragen zur bruXane bin ich bereits in früheren Blogbeiträgen eingegangen. Eine Liste meiner Artikel findet sich auf der Übersichtsseite zur bruXane.
Ihre Sorge zum Platzproblem im Mund kann ich Ihnen nicht nehmen. Manchen Patientinnen und Patienten ist die Biofeedbackschiene bruXane zu klobig im Mund, wie ich einzelnen Zuschriften entnommen habe. Aber ich kann zumindest sagen, dass das die Ausnahme ist, jedenfalls von den Rückmeldungen her, die bei mir eingehen. Die Herstellerfirma bruXane GmbH arbeitet immer weiter daran, die noch junge Vibrationsschiene zu verbessern und auch zu verkleinern. Zuletzt ist vor kurzem eine große Modernisierung des Herstellungsprozesses vorgenommen worden und ich bin gespannt auf die ersten Erfahrungsberichte. Schreiben Sie mir gerne von Ihrer Erfahrung mit der bruXane – falls Sie mögen, auch einfach als Kommentar unter diesen Blogbeitrag. Ich drücke fest die Daumen, dass sie Ihnen hilft!
Weitere Therapieansätze: Wie kann man nächtliches Zähnepressen unterbrechen?
Daher möchte ich Sie gern fragen, ob Sie noch gute Ideen haben, die vielleicht gerade in meinem Fall den Reflex des Pressens unterbinden könnten?
Tobias U. (Leserzuschrift)
Falls es wirklich primär um einen Impuls gegen das Pressen geht, der mit dem Abbeißreflex der Schneidezähne und mit dem Biofeedback von GrindCare vergleichbar ist, können andere Biofeedbackgeräte oder auch eine umfassende Biofeedbacktherapie mit gezielten Übungen in Frage kommen.
Biofeedbacktherapie
Das EXPAIN® change advanced zum Beispiel lässt sich ähnlich wie GrindCare von außen auf der Haut über einem der großen Kaumuskeln anbringen. Es misst die Muskelspannung und in der zugehörigen App können Sie einstellen, nach wie vielen Sekunden bei welcher Muskelspannung eine Vibration erfolgen soll. Informationen sowohl zum EXPAIN® change advanced als auch zu angeleiteter Biofeedbacktherapie finden Sie auf meiner Übersichtsseite zu den Angeboten von Ulrich Bauer-Staeb und seinem Zentrum für assistiertes Biofeedback.
Knirscherschiene mit Kirschkerneffekt gegen Zähnepressen
Eine andere Idee ist eine Knirscherschiene mit Kirschkerneffekt. Davon berichtete mir vor kurzem ein Zähnepresser. Seine Oberkieferschiene hat hinter den oberen Schneidezähnen einen kirschkernartigen Knubbel. Dadurch entsteht kein Erstkontakt zwischen den Schneidezähnen wie bei der Jig-Schiene, weshalb es auch nicht zu einem vorne offenen Biss kommen sollte. Der Nutzen aber könnte ein ähnlicher sein wie bei der Jig-Schiene. Beim nächtlichen Mundschluss gelangen die unteren Schneidezähne an den „Kirschkern“, was eine Art Abbeißreflex auslösen kann.
Aqualizer als Soforthelfer bei Bruxismus
Vom Aqualizer haben Sie bereits in meinem Buch gelesen. Diese kleinen Wassertaschen im Bereich der Mahlzähne können das Zähnepressen deutlich abmildern. Fraglich ist allerdings, wie lange sie halten. Bei mir waren es seinerzeit etwa zwei Wochen, bis ich einen Aqualizer kaputtgebissen hatte. Oh, und ich erschrecke gerade bei der Feststellung dass sich der Preis eines Aqualizers mittlerweile auf um die 50 Euro fast verdoppelt hat, z.B. bei Dentrade und auf Amazon (Affiliatelink). Ich hatte mitbekommen, dass es seit der Pandemie Lieferengpässe gegeben hat, aber das Ausmaß des aktuellen Preisanstiegs überrascht mich dann doch.
Umfassende Kieferorthopädie bei Bruxismus und CMD
Weniger leicht zu testen und deutlich kostspieliger als die erstgenannten Ansätze ist eine zahnärztliche Veränderung des Aufbisses im Anschluss an eine Schienentherapie. Bei einer DROS-Schienentherapie scheint das nicht unbedingt vorgesehen zu sein, jedenfalls wird ein solcher Behandlungsschritt meinen ersten Recherchen zufolge in der Regel nicht im Zusammenhang mit der DROS-Schiene erwähnt. Ich lasse mich aber gerne korrigieren. Was sagt denn Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin dazu?
Lassen Sie uns zum Thema Schienentherapie und Aufbiss (Okklusion) gerne in Kontakt bleiben, da ich aktuell auch für mich persönlich zu den Möglichkeiten und Vorgehensweisen verschiedener Schienentherapien recherchiere. Ich habe zwar erfolgreich das Ausmaß meines Bruxismus enorm verringern können. Zuletzt ist aber im Rahmen einer Biofeedbacktherapie und nochmals gestützt durch die BruxChecker-Diagnostik deutlich geworden, dass Kiefergelenke und Aufbiss erhebliche Probleme machen. Darum gehe ich dieses Thema nun an.
Erste Erfahrungen mit einer einfachen adjustierten Aufbisschiene waren gut, aber nach Veränderungen der Schiene nicht nachhaltig. Vermutlich werde ich eine Schienentherapie mit anschließender Anpassung der Okklusion angehen, bin aber noch in der Recherchephase. Anstelle der DROS-Schiene tendiere ich Stand heute zur MAGO-Schiene, aber das kann sich ändern. Die zahnärztlichen Praxen in meiner Region, die diesen Therapieansatz anbieten, benennen durchweg als letzten Therapieschritt die Anpassung der Okklusion an die neue Unterkieferlage.
Disclaimer
Zuletzt möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass ich diesen Blogbeitrag aus meinen persönlichen und langjährigen Erfahrungen, Recherchen und Gesprächen heraus geschrieben habe, aber kein Arzt bin. Selbstverständlich kann ein solcher Artikel auch keine individuelle Diagnostik ersetzen. Eine Verursachung der genannten Symptome durch eine andere Erkrankung, etwa einer neuromuskulären Erkrankung oder einer Störung des zentralen Nervensystems, kann ich nicht ausschließen.
Bitte entschuldigen Sie die Länge meiner Email. Vielleicht kann Ihnen meine Geschichte immerhin auch ein wenig bei Ihrer Forschung helfen. Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Tobias U[…]
Tobias U. (Leserzuschrift)
Ich erlaube mir zunächst den Hinweis, dass „Forschung“ mir als ein etwas zu großes Wort für meine Recherchen und Gespräche mit Expertinnen und Experten erscheint.
Meinerseits vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Einverständnis, diese Nachricht in Form eines Blogbeitrags zu beantworten. Ich hoffe, der ein oder andere Gedanke hilft Ihnen weiter. Lassen Sie es mich sowie die Leserinnen und Leser gerne in den Kommentaren wissen, wie es weitergeht, insbesondere wenn Sie Erfolge feiern können. Gute Besserung!
Danke für diesen tollen umfangreichen Beitrag mit den vielen hilfreichen Hinweisen, wirklich bemerkenswert!
Ich wollte für Tobias gern noch ergänzen, dass es meiner Erfahrung nach positiv auf den Bruxismus (und das Allgemeinbefinden) wirkt, wenn Nacken- und Kopfschmerzen ebenso hingebungsvoll behandelt werden durch tägliche Mobilisation (Empfehlung: Videos von Ergotopia) und leichte Triggerpunktmassage (Empfehlung: Videos von Jan Lingen) im Nacken/Schulter/Occipitalbereich und natürlich im Kiefer. Auch Euminz Pfefferminzöl auf diese Bereiche aufgetragen bringt mir persönlich viel Erleichterung, wenn die Schmerzen schon da sind und belasten. Aktuell teste ich vor dem Zubettgehen zudem täglich hochdosiertes Magnesium, was schrittweise über die Nacht abgegeben wird, um die muskulären / myofaszialen Verspannungen durch das nächtliche Knirschen abzumildern. Wäre eine Alternative zu Ortoton (was ich auch ab und zu nehme bei sehr starken Verspannungen). Ich hoffe, damit erhält Tobias noch ein paar weitere Anregungen. Liebe Grüße (auch aus Dresden), Jessica
Liebe Jessica,
vielen Dank für deinen Kommentar und die ergänzenden Ideen! Videos von Jan Lingen habe ich vor einigen Jahren auch mal angeschaut und habe einen positiven Eindruck davon behalten.
Viele Grüße nach Dresden,
Christian
Lieber Herr Koch,
ich danke Ihnen ganz herzlich für den Blogeintrag!
Die BruXane-Schiene habe ich jetzt eine Woche ausprobiert. Bzgl. d. Tragecomforts stellt sie kein Problem dar, allerdings habe ich damit ausschließlich auf der linken Seite Okklusion (was auch zum erneuten Rausspringen der Disci articulares im Kiefergelenk führte, das hatte ich dank DROS-Schiene schonmal geschafft, abzustellen). Das habe ich meiner ZÄ auch gesagt Sie meinte, ich sollte sie erstmal probieren und wir sprechen uns nach 2 Wochen wieder.
Was sind Ihre Erfahrungen mit Herstellungsfehlern? Wie erfolgt die Reklamation?
Haben Sie noch nähere Infos zur Knirscherschiene mit Kirchkerneffekt? Wo könnte ich diese bekommen?
Liebe Grüße und einen guten Rutsch,
Tobias
Lieber Tobias U,
vielen Dank für Ihren Kommentar!
Nur auf einer Seite Okklusion ist natürlich blöd, das sollte nicht sein. Ich kann nicht beurteilen, wo im Dreieck von Zahnärztin, Dentallabor und Herstellerfirma das Problem mit der Okklusion herkommt. Das wäre ja ggf. wichtig für die Reklamation. Ich weiß aber, dass die bruXane GmbH großen Wert auf Kundenzfuriedenheit legt. Sie können sich dort melden über die Kontaktdaten auf der Firmenwebsite https://bruxane.com/
Die Knirscherschiene mit Kirschkerneffekt kenne ich bislang nur von einem Kieferorthopäden in Rosenheim. Das ist für Sie weit weg. Da ich von dieser Schiene bislang nur durch einen Patientenbericht erfahren habe, weiß ich auch (noch) nicht, ob es für diese Art Schiene einen Fachausdruck gibt und wie dieser ggf. heißt. Sie könnten vielleicht Zahnarztpraxen bzw. Kieferorthopädinnen in Ihrer Region anrufen, ob diese eine solche Schiene erstellen lassen können. Dass es nicht leicht ist, den richtigen Zahnarzt bei Bruxismus zu finden, darauf bin ich in einem früheren Blogbeitrag schonmal eingegangen. Vom Rosenheimer Kieferorthopäden kann ich Ihnen auf Wunsch den Namen per persönlicher Nachricht mitteilen, aber das ist für Sie nunmal weit weg.
Viele Grüße,
Christian Koch
Lieber Herr Koch,
ich wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr !
Auch wenn Rosenheim weit weg ist, wollte ich gern mal fragen, ob sie von dem ZA, der die „Kirschkernschiene“ macht, eine Adresse haben?
Viele Grüße,
Tobias
Lieber Herr U.,
vielen Dank und auch Ihnen ein frohes neues Jahr!
Ich habe Ihnen den Namen der Zahnarztpraxis gerade per Mail geschickt. Parallel habe ich nun auch bei der Zahnarztpraxis angefragt, ob es einen Fachausdruck für die Knirscherschiene mit Kirschkerneffekt gibt, damit Sie ggf. leichter einen anderen Zahnarzt oder eine andere Zahnärztin finden können, die mit einer solchen Schiene arbeitet.
Viele Grüße,
Christian Koch
Lieber Herr Koch,
ein kleines Update:
bruXane war ausgesprochen konstruktiv. Nachdem sie nicht gepasst hat, habe ich eine Anprobeschiene erhalten, dann noch eine weitere. Nachdem die 2. gepasst hat, wurde auf Basis dessen eine neue richtige bruXane angefertigt, die ich s. ca. 2 Wochen in Betrieb habe. Alles in Allem hat leider ca. 5-6 Wochen gedauert, aber mit positivem Ergebnis. Ich muss allerdings sagen, dass ich aktuell schon die niedrigste Stufe benutze und trotzdem finde, dass sie relativ spät auslöst.
Mir ist inzwischen auch bewusst, dass mein Biss einfach zu hoch ist. Schon beim bloßen Liegen (ohne Schiene!) habe ich schon Zahnkontakt zwischen 2-7 und 3-7. Über diesen Punkt suchen die Kiefer dann den Kontakt.
Bei allen Schienen ruhe ich daher eigentlich schon mit voller Okklusion.
Ich bin aktuell auch auf der Suche, wie ich mein Gebiss kieferorthopädisch am besten umbauen lassen könnte. Kennen Sie zufällig jemanden, dessen Biss ebenso zu hoch war, und der eine KFO gemacht hat?
Lieber Herr U.,
vielen Dank für das Update!
Ihr Bericht zur bruXane hört sich tatsächlich gut an, das freut mich. Zum relativ späten Auslösen habe ich wenig Ideen, aber zwei Punkte fallen mir ein: Zum einen soll die bruXane nicht auslösen, wenn Sie schlucken (= Zahnkontakt), weshalb eine gewisse Schwelle vor dem Auslösen schon sinnvoll ist. Zum anderen frage ich mich, ob Sie vielleicht den meisten Druck an einer Stelle ausüben, an der die bruXane keine Sensoren hat, z.B. eher seitlich. Vereinzelt haben mich Berichte erreicht, dass Menschen unbewusst eine Stelle an der bruXane gefunden haben, an der sie pressen können, ohne Sensoren zu aktivieren.
Grundsätzlich sollte es natürlich schon so sein, dass Ihre bruXane bei eingestelltem niedrigen Schwellwert relativ früh auslöst.
Zu einem zu hohen Biss habe ich leider noch keine Erfahrungsberichte gelesen. Meine Gesprächspartnerin in der aktuellen Podcastfolge geht aktuell eine minimal-invasive Bisshebung an, also wohl eher das Gegenteil, und berichtet davon auf ihrem YouTube-Kanal.
Persönlich beginne ich gerade eine KFO mit der MAGO-Schiene/ bio-ästhetische Behandlung nach Dr. Lee. Hier in meiner Region bieten zwei Zahnärzte diese Behandlung an. Beide erklären den Ansatz auf ihren Webseiten. Die MAGO-Schiene wird im Oberkiefer eingesetzt und 24/7 getragen, sogar beim Essen. Sie soll dem Unterkiefer und den Kiefergelenken das Einnehmen einer angenehmen und funktionalen Position ermöglichen. Im Anschluss trägt man entweder ein Langzeitprovisorium oder lässt umfangreiche Maßnahmen an den Zähnen vornehmen. Grundsätzlich sehe ich in diesem Ansatz Chancen für mich. In einer Facebook-Selbsthilfegruppe habe ich unterschiedliche Erfahrungsberichte gelesen, sowohl von solchen, denen diese Behandlung final geholfen hat, als auch von solchen, bei denen das nicht der Fall war. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Ansatz auch bei zu hohem Biss helfen könnte.
Was ich mehrfach gehört habe, ist, dass die Kiefergelenke bei CMD’lern oft zu weit nach hinten verschoben sind: Ich könnte mir vorstellen, dass auch das einen zu hohen Biss begünstigt. Vielen Patienten verschafft es Erleichterung, wenn man den Unterkiefer weiter nach vorne holt, berichten mir Zahnärztinnen und Zahnärzte.
Die S3-Leitlinie rät ja eigentlich von definitiven okklusalen Maßnahmen gegen Bruxismus ab, aber sie behandelt eben Bruxismus, nicht CMD.
So weit ein paar Gedanken zu Ihrer Frage. Wie immer keine Garantie für nix.
Liebe Grüße,
Christian Koch